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Warum ich mich der Church of Satan anschloss
Einige Gedanken zu einer unendlichen Geschichte

Als offizielle Vertreter der Church of Satan werden wir mit dieser Frage wieder und wieder konfrontiert. Das Thema wird auch immer wieder in diversen Foren im Internet diskutiert, mit verschiedenen Abstufungen von Hass und Leidenschaft. Dort wurde auch vor längerer Zeit diese Perle gefunden, die sich exakt mit jener Frage auf einer Art beschäftigt, die es wert ist, aufbewahrt und einem größeren Publikum zur Kenntnis gebracht zu werden. Mit diesem Text ist alles gesagt, was es dazu zu sagen gibt, und wir müssen gestehen, wir hätten es nicht besser sagen können.

Die folgende Übersetzung wird hier präsentiert mit freundlicher Genehmigung des Autors, Robert the Merciless:

Warum ich mich der Church of Satan anschloss

Ich werde gelegentlich gefragt, was jemand bekommt, der sich der Church of Satan anschließt. Meine typisch klugscheißerische Antwort ist: „Nicht ein verdammtes Ding“. Die Standardantwort, die die meisten offiziellen Vertreter der Church of Satan geben, ist einfach, dass eine Mitgliedschaft das ist, was immer man aus ihr macht. Sie haben natürlich absolut Recht, aber ich möchte diese Antwort aus meinen eigenen Erfahrungen heraus etwas erweitern.

Der Church of Satan beizutreten war ein magischer Akt, der für mich aus sehr persönlichen Gründen als wohlüberlegter und bewusster Akt eines Überganges und eines Engagements bedeutsam war. Was auch immer ich „davon hatte“, es war fast zur Gänze für mich alleine bestimmt. Es öffnete mir keine Türen. Es gewann mir keine Freunde. Ich wurde nicht zu geheimen Besprechungen eingeladen. Ich erhielt kein Zertifikat „zum Einrahmen geeignet“ und kein Mitgliederverzeichnis. Nicht einmal ein T-Shirt. Nur eine kleine rote Karte mit einem Platz für eine Unterschrift.

Aber der Beitritt war eine explizite Tat, mit der ich mich auf die Seite des Teufels stellte. Es war für mich ein notwendiger Ausdruck meiner vollständigen Ausrichtung auf die Prinzipien, die durch Anton LaVey vorangetrieben wurden und von meinem Verständnis für seine Arbeit und seine offene Einrichtung des modernen Satanismus als eine klar definierbare Religion. Es war meine Art „Danke. Ja. Ich auch.“ zu sagen. Und auf diese Art, als ein symbolisch-magischer Akt, war dies viel stärker als normalerweise mit organisatorischen Mitgliedschaften verbundene Vorteile unbedeutender kleiner Trivialitäten jemals sein könnten.

Dies machte den Beitritt zur Church of Satan so ganz anders als den Beitritt zu irgendeiner anderen Organisation.

Warum treten Buchhalter in einen Verband von Buchhaltern ein? Ein Grund ist, andere Buchhalter zu treffen, so dass sie Information austauschen können, die sie zu erfolgreicheren Buchhaltern machen könnte. Es gibt sehr wenig Nutzen wie diesen aus dem Beitritt zur Church of Satan. Es gibt keine Konventionen oder Jahrestagungen. Das Internet bietet offensichtlich viel mehr Gelegenheiten, andere Satanisten kennenzulernen und Information auszutauschen. Der zweite Grund, warum Buchhalter einem Verband von Buchhaltern beitreten, ist, damit sie sich zusammenzuschließen, um ihre Interessen als Gruppe zu fördern. Der professionelle Verband von Buchhaltern zum Beispiel arbeitet aktiv, um Einfluss auf das Parlament zu nehmen, um die Steuergesetze komplex zu halten. Warum tun sie das? Damit hier mehr Geschäft für Buchhalter sein wird! Ärzte, Rechtsanwälte, Bauunternehmer, Schwarze, Hispanos, Schwule und jede andere identifizierbare Gruppierung von Leuten hat eine Organisation, um genau das Gleiche zu machen. Die Church of Satan wiederum tut nicht wirklich etwas auf diesem Gebiet. Sie nimmt nicht Einfluss auf Parlamente wegen mehr Rechten oder spezieller Privilegien für Satanisten, sie nimmt nicht an Gerichtsprozessen teil, um Satanisten zu vertreten, und sie erscheint nur selten in Medien, um die satanische Perspektive in öffentlicher Diskussion darzustellen. Warum nicht? Weil im großen Plan der Dinge jene Arten von Interaktion mit der Herde die Schwierigkeiten nicht wirklich wert sind.

Aber was die Church of Satan macht, ist einfach da zu sein. Und durch ihre bloße Existenz als eine tatsächliche Entität gibt sie dem Satanismus das minimal erforderliche Existenzniveau als eine (geringfügig) organisierte Religion. Warum ist dies wichtig? Weil trotz des Wunsches des Satanisten, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern und die idiotische christliche Herde ihrem eigenen Pfad nachgehen zu lassen, gibt es zwangsläufig gelegentliche Versuche von Mitgliedern der Herde, den Religionen Einschränkungen aufzuerlegen, die ein Problem für den Satanisten sein könnten. Durch ihr bloßes Existieren nimmt ihnen die Church of Satan jede Gelegenheit, zu behaupten, dass Satanismus nicht existiert oder dass er keine Religion ist. Als ein Mitglied stärke ich die Existenz der Church of Satan und einfach dadurch, dass ich das tue, trage ich ein kleines Maß zu meinem eigenen Schutz bei.

Zwangsläufig fragen mich die Leute, ob die persönliche symbolische Bedeutung und dieses kleine Maß kollektiver Verteidigung wirklich die 100 Dollar wert waren, die ich eingeschickt habe. Dies ist offensichtlich eine alberne Frage, denn ich hätte es nicht getan, wenn es mir das nicht „wert“ gewesen wäre.

Aber das Größte an dieser Mitgliedsgebühr ist, dass sie die Entscheidung nicht-trivial machte. Es belegte diese Tat mit Kosten, die signifikant genug waren, dass ich sie nicht leichtfertig unternahm. Aus den historischen Überlieferungen des Satanismus kommt das mythische Bild vom schwarzen Magier, der dem Fürsten der Dunkelheit als Gegenleistung für Macht und Unterstützung seine unsterbliche Seele verspricht. In einem gewissen rituellen Sinn war mein Beitritt mein Pakt mit dem Teufel. Ich glaube nicht wirklich, dass ich eine unsterbliche Seele habe, so dass das aufzugeben nicht wirklich viel bedeutete. Der Wert meiner Seele war null. LaVey wusste das, als er sagte, dass es unnötig ist, Satan seine Seele zu verkaufen, da Seelen dieser Tage billig zu haben sind. Nein, meine bloße Seele war nicht genug. Ich wollte den Handel versüßen. In der Phantasie meines Rituals bot ich Satan meine Seele plus einen zusätzlichen Hunderter an. Ich konnte dann überzeugend behaupten, dass ich sicher zu all der Macht der schwarzen Magie uneingeschränkt berechtigt war, weil ich sogar mehr als Faust bezahlt hatte! Wenn ich wirkliche handfeste, identifizierbare Dinger für mein Geld erhalten hätte, hätte das die Wirkung verdorben und wäre weniger lustig gewesen.

Sollte ich nicht fürchten, wenn die Church of Satan nicht wirklich viel für mich tut und ich an sie 100 Dollar sende, dass sie mich ausnutzt? Nein. Das ist mir eigentlich egal. Es geht mir finanziell gut genug, dass ich 100 Dollar in den Wind schreiben kann. Außerdem erhielt ich meine eigene persönliche Bedeutung aus dem Beitritt. Ich interessiere mich nicht wirklich dafür, was mit dem Geld geschah. In der Tat hoffe ich lieber, dass die Hohepriesterin laut lachte, das Bargeld einsteckte, sich sexy Schuhe und ein politisch inkorrektes Spielzeug für ihr Kind kaufte und es ganz allgemein für irgendwas Amüsantes zum Fenster rauswarf. Ich interessiere mich nicht wirklich dafür, ob ein Washingtoner Lobbyist damit bezahlt wurde oder nicht, ob das Mitteilungsblatt, das Büro oder anderes dieses typischen organisatorischen Klubzeugs damit finanziert wurde oder nicht.

Außerdem ist es ziemlich offensichtlich, dass die Church of Satan keine Art von gewinnbringender Gaunerei ist. Ich bin ziemlich vertraut damit, wie man eine Organisation mit Mitgliedern führen und wirklich Geld mit ihr machen kann, und das geht NICHT durch einmalige Gebühren. Der Schlüssel dazu, viel Geld mit jeder Art von Organisation einzuheben, sind wiederkehrende Beiträge. Man will, dass die Mitglieder jedes Jahr Geld einsenden, oder sogar häufiger, wenn man herausfinden kann, wie man sie dazu bringt. Professionelle Verbände tun es auf diese Art. Christliche Kirchen tun es auf diese Art. Die Schützenvereine tun es auf diese Art. Jeder Müll-Post versendende Wohltätigkeitsverein tut es auf diese Art. Ihre Kabelfernsehgesellschaft tut es auf diese Art. Nein, es ist mir ziemlich klar, dass mit der einmaligen signifikanten Mitgliedsgebühr für die Church of Satan Anton LaVey absichtlich wollte, dass es einen einmaligen, symbolischen, nicht-trivialen, unvergesslichen Akt darstellt, der seinen größten Wert in den Gedanken der Person hat, die ihn setzt. Und für mich war es genau das.

-RtM

Übersetzung: Magister Herbert P., © 2001, 2017, mit freundlicher Genehmigung des Autors