PROLOGESSAYSÜBERSETZUNGENSATANISCHE LITERATURINFO FÜR DIE MEDIENUNTER ANDEREM

Fakten, Fakten, Fakten ...
Eine kritische Betrachtung zum Wahrheitsgehalt der Medien
von Magister Herbert P.

„Wahr ist egal – gut muß sie sein.“
Friedrich Torberg über Geschichten im Journalismus
Die Erben der Tante Jolesch 1977

Die Glaubwürdigkeit der heutigen Medien muß jedem Menschen unserer Zeit, der halbwegs klar bei Sinnen ist, zu denken geben. Der Einzelne ist den dort präsentierten Informationen mangels besserem Wissen in der Regel mehr oder weniger hilflos ausgeliefert. Aber wie ist es, wenn sich das Blatt einmal wendet, und der Leser zufällig besser Bescheid weiß als der Schreiber?

Ich möchte hier über solche Situationen berichten, relativ willkürlich und aus meinem rein persönlichen Umfeld heraus. Ganz bewußt will ich nicht groß analysieren oder interpretieren, wenngleich ich mir wohl die eine oder andere Bemerkung nicht verkneifen können werde. Ich möchte ganz einfach berichten. Berichten, was mir aus eigenen Erfahrungen mit den Medien in den letzten Jahren so aufgefallen ist.

Da wäre zum einen einmal das, was man gerne mit „journalistischer Sorgfalt“ umschreibt; also letztendlich die Pflicht, zu recherchieren, Fakten zu sammeln und zu bewerten, und diese dann wahrheitsgemäß zu berichten. Die Werbung eines Wochenmagazins aus Kino und Fernsehen kommt mir hier in den Sinn, in welcher der Chefredakteur publikumswirksam sagt: „Wir wollen nur Fakten, Fakten, Fakten!“

Betrachtet man nun, was Medien zu einem Themenbereich schreiben oder senden, in dem man sich mehr oder weniger zufällig etwas besser auskennt, dann kann man sich oftmals nur wundern. Ein Beispiel: Ich bin selbst Pilot. Zwar nur in meiner Freizeit, aber aufgrund der recht strengen Bestimmungen muß man auch als „Hobbypilot“ ein relativ umfangreiches Luftfahrtwissen haben, um alle notwendigen Prüfungen bestehen zu können. Um so mehr überrascht es mich, was ich manchmal zum Thema aus den Medien mitgeteilt bekomme.

Praktisch immer mutiert eine sogenannte „Sicherheitslandung“ zu einer medial wesentlich besser klingenden „Notlandung“. Eine Sicherheitslandung ist eine aus Sicherheitsgründen durchgeführte, außerplanmäßige Landung, etwa weil ein Passagier ernsthaft krank geworden ist oder ein technisches Problem aufgetreten ist, das eine weitere Durchführung des Fluges aus Sicherheitsgründen als nicht ratsam erscheinen läßt. Diese wird so gut wie immer auf dem nächsten passenden Flugplatz erfolgen. Eine richtige Notlandung, etwas, daß sich kein Pilot jemals wünscht, ist eine unter drastischen Begleitumständen erfolgte Landung etwa ohne Fahrwerk, mit brennenden Triebwerken oder vergleichbaren schwerwiegenden Beschädigungen oder Umständen. Diese Notlandung erfolgt meistens auf der nächsten zur Verfügung stehenden freien Fläche, die nur halbwegs dafür geeignet ist.

Wenn bei einem Verkehrsflugzeug mit zwei oder noch mehr Triebwerken eines davon ausfällt, auch während des Starts, so handelt es sich, wenn die Crew den Flug unterbricht und umdreht, normalerweise dabei keineswegs um eine Notlandung, sondern um eine Routinesituation, die verhältnismäßig ungefährlich ist und eigentlich keine Erwähnung wert ist. Ein schönes Beispiel für eine echte Notlandung war die vor einiger Zeit erfolgte Notwasserung einer Maschine auf dem Hudson River in New York nach einem völligen Triebwerksausfall kurz nach dem Start. Übrigens eine Kombination von fliegerischer Glanzleistung der Piloten gepaart mit unglaublichem Glück.

Interessant finde ich auch immer die oft eingeflochtene Bemerkung, wenn ein Kleinflugzeug verloren geht oder abstürzt, „es wurde kein Flugplan aufgegeben“ oder „es wurde ein Flugplan aufgegeben“. Als ob die vor einem Flug erfolgende Meldung von Flugstrecke und anderen Daten an die Flugsicherung, die bei kleinen Flugzeugen oftmals auch gar nicht verpflichtend ist, einen Unfall vermeiden könnte.

Bin ich oder sind andere fliegende Kollegen jemals von Medien in solchen Fällen vor einer Veröffentlichung schon jemals kontaktiert worden? Fehlanzeige, soweit es mich oder die meisten Kollegen betrifft. Und in den seltenen Fällen, wo dies doch passierte, wird oftmals falsch und aus dem Zusammenhang gerissen zitiert.

Manch ein Leser mag sich fragen warum ich dieses für einen Uneingeweihten scheinbar marginale Detail hier so breittrete. Nun, wie jeder Pilot sofort bestätigen kann, handelt es sich hier um alles andere als ein kleines Detail. Eine Notlandung ist in der Tat mit großen Gefahren für Leib und Leben der Menschen an Bord sowie mit erheblichem Schaden am Flugzeug verbunden; sie ist meldepflichtig, es gibt eine Untersuchungskommission und das Flugzeug muß, selbst wenn es unbeschädigt geblieben ist, zumindest einer technischen Untersuchung unterzogen werden. Eine Sicherheitslandung dagegen ist – einfach gar nichts. Nicht erwähnenswert, unproblematisch und reine Routine. Der Leser möge jetzt selbst überlegen, wie man eben dieses quasi Nichtereignis jetzt „bearbeiten“ muß, um dennoch Spalten oder Minuten damit zu füllen. Ein kleines Detail, gewiß, aber dennoch symptomatisch für die Vorgehensweise einer ganzen Branche.

Auch scheint es so, daß Medien nichts weniger ertragen können als Ungewißheit. Kaum daß die ersten Meldungen vom Absturz eines großen Flugzeuges vorliegen, so wie unlängst bei einer Maschine der Air France über dem Atlantik, wird schon auf das heftigste und inkompetenteste über die möglichen Absturzursachen spekuliert. Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß etwa der Ausfall eines Geschwindigkeitsmessers eine ärgerliche Angelegenheit ist, aber deswegen stürzt noch lange kein Flugzeug ab. Piloten werden auf solche Situationen systematisch hintrainiert, sogar Privatpiloten in ihren Hobbyflugzeugen. Die wahren Absturzursachen liegen nach sorgfältiger Analyse von Experten oftmals erst Monate oder sogar Jahre nach dem Unglück vor und werden in der Regel von den Medien dann kaum noch wahrgenommen.

Noch schlimmer kann es allerdings werden, wenn Journalisten über etwas berichten, von dem sie meinen, etwas zu verstehen. Nur weil Mobiltelefone1 heute so weit verbreitet sind und jeder mindestens eines besitzt und benutzt, heißt es noch lange nicht, daß auch jeder etwas davon versteht. Kaum ein Fachgebiet ist in Wahrheit so komplex und vielfältig wie der Mobilfunk. Selbst die Experten streiten oft vehement über das eine oder andere Thema. Trotzdem wird es immer wieder gerne von den Medien aufgegriffen und die tollsten Schlagzeilen finden ihren Weg zum staunenden Volk.

Schädlichkeit oder Nichtschädlichkeit der Mobilfunkstrahlung für Menschen ist heute weder bewiesen noch widerlegt. Aber mindestens ein- bis zweimal im Monat lese ich mit Erstaunen die tollsten Reportagen darüber. Egal ob pro oder kontra, jeder fühlt sich hier als Fachmann. Obwohl ich auf diesem Gebiet schon seit 20 Jahren beruflich tätig bin und auch selbst Vorlesungen an einer FH zum Thema Mobilfunk halte, würde ich mich nicht trauen, hier wesentlich mehr dazu zu sagen als „man weiß, daß man nichts weiß“.

Zwar gibt es Studien sonder Zahl zum Thema Strahlung und ihre Schädlichkeit für den Menschen, aber in der Regel reicht ein kurzer Blick auf den Auftraggeber einer solchen Studie und schon relativieren sich deren Ergebnisse schlagartig. „Wes' Brot ich ess', des' Lied ich sing“, lautet eine alte Devise der schreibenden Zunft, und die Autoren von bezahlten Studien reihen sich da nahtlos ein. Die wenigen seriösen und unabhängigen Studien aber sind in der Regel äußerst vorsichtig in ihren Aussagen. Das muß natürlich keinesfalls heißen, daß Strahlung jetzt vollkommen ungefährlich ist. So billig ist die Situation bei weitem nicht, auch wenn die einschlägige Industrie sich das natürlich wünscht. Man weiß es einfach nicht genau, unter anderem auch deshalb, weil es diese Technik einfach noch nicht lange genug gibt, um endgültige Aussagen machen zu können.

Aber es ist ja heute für Medien absolut in, gegen die böse und dazu noch gemeinerweise unsichtbare Mobilfunkstrahlung und ihre dafür um so besser sichtbaren Sendemasten zu sein. Keiner will einen Mast vor oder auf seinem Haus, aber jeder will immer und überall besten Empfang haben, wenn er oder sie sich ihre Belanglosigkeiten dringend gegenseitig zu berichten haben. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß dabei. Nun ja. Ich wollte ja nicht kommentieren.

Zeit, eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen. Was mich im Hinblick auf Medienberichte dann ein wenig irritiert, ist eine logische Konsequenz aus meinen Beobachtungen. Extrapoliere ich meine Erfahrungen mit Medien aus denjenigen Gebieten, von denen ich etwas verstehe, in Fachgebiete, von denen ich nicht so viel verstehe, so überkommen mich starke Zweifel in Bezug auf die Glaubwürdigkeit von Berichten und Reportagen dort.

Was kann und will ich denn überhaupt noch glauben? Einerseits beweisen mir die Fakten, daß es besser ist, ich glaube so wenig wie möglich, aber andererseits will ich auch nicht ständig nur an Verschwörungstheorien denken müssen. Oftmals, was es eigentlich nur schlimmer macht, ist der beobachte Mangel an Glaub-würdigkeit nicht einmal Vorsatz, sondern schlicht Schlamperei und Inkompetenz. In einigen Fällen ist wohl auch Vorsatz dabei, Täuschung, Lobbyismus, was auch immer, manchmal plump gemacht und mehr schlecht als recht verborgen. Rechnet man jetzt auch noch die perfekt gemachten Täuschungen dazu, die allein schon rein statistisch sehr wohl auch existieren müssen, so bleibt unter dem Strich ein ausgesprochen schaler Beigeschmack übrig.

Medien und Wahrheit – ein Oxymoron? Die Frage muß gestattet sein. Kritiker werden hier zu entgegnen versuchen, daß oftmals einem nicht fachlich versiertem Publikum ein Sachverhalt so aufbereitet werden muß, daß er von diesem auch verstanden wird. Dagegen wäre vom Prinzip her ja auch nichts einzuwenden, aber bedenklich wird es dann, wenn im Zuge dieser Aufbereitung aus Sensationsgier oder durch Manipulationsabsicht des Verfassers die sachliche Faktenlage und die Wahrheit dann zu kurz kommen. Man merkt die Absicht und man ist verstimmt.

Medien und Journalisten können es auch in der Regel überhaupt nicht akzeptieren, wenn aus einer Recherche, so sie diese dann doch einmal durchführen, oder einem Interview etwas anderes als das im Vorhinein erwartete Ergebnis herauskommt. Belustigt bewundere ich hier oftmals die Geduld von Politikern, auch wenn ich diese in der Regel kaum für bewundernswert halte, stoisch zu ertragen, daß Interviewer eine Frage, auf die sie nicht die erhoffte Antwort bekommen haben, mehr oder weniger offen wieder und wieder neu stellen. Dabei reißt den Interviewten meiner Meinung nach leider viel zu selten der Geduldsfaden.

In den vergangenen Jahren bin ich bedingt durch meine Position als Magister der Church of Satan immer wieder von Medienvertretern eingeladen worden, etwas zum Thema Satanismus bzw. Church of Satan zu sagen. Dabei hat man versucht, mir die wüstesten Spekulationen und Aussagen zu den diversen gele-gentlich in den Medien auftauchenden Horrormeldungen zum Thema in den Mund zu legen bzw. wollte die wildesten Geschichten gerne von mir bestätigt haben. Um so größer war dann die Enttäuschung, wenn ich solche Versuche abgeschüttelt habe und meinerseits die Wahrheit und die reale Situation schilderte.

Es war für mich ganz offensichtlich, daß niemand, absolut niemand, auch nur im geringsten daran interessiert war, die Wahrheit über die Church of Satan und über Satanismus zu erfahren. Aussagen, daß es Orgien, Opferungen und ähnlich Dramatisches in Wahrheit nur in der Phantasie einiger selbsternannter „Sektenexperten“ und Medienvertreter gibt, wollte und will auch heute niemand hören. Sie werden schlechtweg angezweifelt, einfach, weil die Wahrheit nicht in das Gedankengebäude dieser Personen hineinpaßt. Man hat vielmehr alle kranken Typen, die um Mitternacht auf Friedhöfen Kaninchen den Kopf abbeißen und sich dabei selbst als „Satanisten“ bezeichnen, als Vorlage genommen und meint nun, genau so und nicht anders muß ein Satanist sein. Oh ja, noch schlimmer wäre schon OK, aber weniger geht definitiv nicht. Differenzieren? Aufklären? Damit wollte man die potentiellen Konsumenten der Reportagen wohl auch nicht überfordern.

Schließlich hat eine Story, daß man eine Satanische Gruppierung nur durch den Tod jemals wieder verlassen kann, einen wesentlich höheren Sensationswert (sprich: Gruselfaktor oder Unterhaltungswert) als die Aussage, daß es reicht, in einem Brief den Satz zu schreiben, „Ich beende hiermit meine Mitgliedschaft in der Church of Satan“, auch wenn das zweitere der Wahrheit entspricht. Daß man es auch auf der Webseite der Church of Satan und in den Büchern von Anton Szandor LaVey nachlesen kann, ist zwar für den Berichterstatter ein störendes Faktum, aber das kann er geflissentlich ignorieren. Wer macht sich denn schon die Mühe, solchen Meldungen nachzugehen und zu sie überprüfen?2

Für meine Versuche, etwas Realistisches zum Thema Church of Satan zu sagen oder die Grundzüge der Satanischen Philosophie zu erläutern, herrscht offensichtlich keinerlei Interesse. Einmal gab ich ein Interview für einen Radiosender mit einigermaßen vernünftig scheinenden Fragen, bei deren Beantwortung ich mir größte Mühe gab. Bei der Ausstrahlung war das Interview komplett zerhackt und geschnitten worden und dazwischen gab ein mir bis dato völlig unbekannter Sektenbeauftragter einer evangelischen Kirche aus Deutschland seinen Senf dazu. Nicht nur, daß man mir das natürlich vorher nicht gesagt hatte, sprach der gute Mann teilweise kompletten Unsinn, aber es gab keinerlei Möglichkeit mehr, sich dagegen zu wehren und diesen richtigzustellen.

Bedingt durch solche Ereignisse und Beobachtungen hält sich meine Freundlichkeit gegenüber diversen Interviewanfragen sehr in Grenzen. Dies und meine Angewohnheit, nur die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie unangenehm oder unerwünscht ist, hat sich scheinbar herumgesprochen, und so hat sich die Häufigkeit der Anfragen von Medienvertretern bei mir in der letzten Zeit deutlich reduziert. Ich könnte nicht sagen, daß mich dies irgendwie stört oder kränkt. Sollen sie doch glauben, was sie wollen. Auch um den Preis, daß die Qualität der Berichte zum Thema wieder im Keller ist. Aber hat sie diesen jemals verlassen?

Zusammenfassend kann man sagen, daß überall dort, wo ein Vergleich möglich ist, jedem Konsumenten von Medien, egal welcher Art auch immer, nur dringend nahegelegt werden kann, seinen gesunden Menschenverstand zu gebrauchen und prinzipiell einmal nichts von dem zu glauben, was ihm da so präsentiert wird. Die Medien haben ihre Glaubwürdigkeit erst einmal verspielt und es liegt an ihnen, uns wieder vom Gegenteil zu überzeugen, wie auch immer. Ob sie das allerdings auch wollen, ist unklarer denn je.





1 Der in deutschsprachigen Ländern so beliebte Ausdruck „Handy“ ist ein deutscher Anglizismus, ein jämmerliches Kunstwort, das kein Engländer oder Amerikaner verstehen würde. Dort sagt man „cell phone“ oder „mobile phone“.

2 beispielsweise in The Church of Satan, S. 70, Blanche Barton, Hell‘s Kitchen Productions 1990