PROLOGESSAYSÜBERSETZUNGENSATANISCHE LITERATURINFO FÜR DIE MEDIENUNTER ANDEREM

Der Mythos der „satanischen Gemeinde“ und andere virtuelle Täuschungen
Magus Peter H. Gilmore

Das Internet, jenes ultimative Vehikel zur Ausbreitung der Mittelmäßigkeit, umspannt den ganzen Globus und weist, zum Guten oder Schlechten, eine „satanische Präsenz“ auf. Es ist an der Zeit, einige der Tendenzen anzusprechen, die, bislang durch die Schneckenpost in Zaum gehalten, nun losgetreten wurden. Man versucht unsere Bewegung dadurch zu untergraben, dass sie in einen Zirkus verwandelt wird, wo besonders miserable Clowns im Zentrum der Manege stehen.

Die Verwendung des Adjektivs „satanisch“ mit dem Hauptwort „Gemeinde“ ist ein Widerspruch in sich. Warum? Die Erschaffung einer „Gemeinde“ impliziert, dass ihre Mitglieder an die Öffentlichkeit treten und dadurch quantifizierbar werden, sich definieren und bekanntmachen. Diese Technik wird nahezu immer dann von einer Zusammenkunft von Menschen verwendet, wenn diese für sich einen bestimmten Opferstatus reklamieren möchte und daher sich für einen „besonderen Dispens“ für ihre Mitglieder stark macht. Für Satanisten ist dies ein Anathema und steht im Gegensatz zu satanischen Prinzipien. Erinnert ihr euch an LaVeys Grundsatz, dass die Church of Satan „ein Vanillepudding bleiben muss, den man nicht an die Wand nageln kann“? Während unsere Philosophie ausreichend klar dargelegt wurde und all unsere Literatur überall offen erhältlich ist, bleibt die Organisation selbst weitgehend im Verborgenen. Es steckt Macht in Verborgenem. Und es kann sich als nützlich erweisen, sollte eine Form des organisierten Anti-Satanismus jemals tatsächlich politische oder gesellschaftliche Macht erhalten. Es ist also eine einfache Tatsache: Weder gibt es eine „satanische Gemeinde“ noch wird jemals eine existieren. Bitte den vorigen Satz immer und immer wieder lesen, bis es beginnt einzusinken.

Satanismus ist eine einzigartige Philosophie, die eine noch ungewöhnlichere Bewegung und Organisation hervorgebracht hat, die Church of Satan, die eine Methode gefunden hat, das Zusammenwirken einer Mitgliedschaft zu ermöglichen, die aus vollkommenen Individualisten besteht. Diese Bewegung ist ein augenscheinliches Paradoxon, eine „Synthese der dritten Art“, eine Organisation für „nicht Angepasste“. Die strukturelle Basis der Church of Satan ist das Konzept der „Kabalen“. Dies wird im Wesentlichen als ein System von Zellen von Individuen im Untergrund betrieben, die gemeinsam die Philosophie vertreten, die Anton Szandor LaVey erschaffen hat, aber sehr individuelle Wege dabei gehen, diese Philosophie auf ihre eigenen persönlichen Ziele anzuwenden. An der Oberfläche sieht man einige offizielle Sprecher. Aber einem Eisberg gleich bleibt die Masse unserer Mitglieder in den finsteren Tiefen verborgen. Einige neue Mitglieder wollen fälschlicherweise Mitgliederlisten veröffentlichen, da sie das Konzept hinter der Struktur der Organisation nicht begriffen haben (sie habe ihre aus der Massenkultur vorgefassten Meinungen noch nicht abgeschüttelt). Wenn sie nach einigen Erklärungen dann immer noch nicht zu verstehen beginnen, dass sie nach wie vor in unsatanischen Paradigmen denken und so gegen unsere Strukturen arbeiten, wird man sie dazu auffordern, die Organisation zu verlassen.

Viele Mitglieder haben sich zu einem Beitritt entschlossen, legen aber keinen Wert darauf, Gleichgesinnte zu finden. Ihr Grund für eine Mitgliedschaft ist, ihre Loyalität zu der Organisation zu bekunden, die die Philosophie, die sie hoch schätzen, öffentlich vertritt und die dem, was sie wirklich sind, einen Namen gegeben hat. Diese Mitglieder interagieren nicht mit anderen Mitgliedern; sie suchen keine „satanischen Kollegen“. Sie bleiben im Untergrund und verfolgen ihre persönlichen Ziele. Wir unterstützen diese wertvollen „nicht Angepassten“ und ihr Engagement bleibt streng vertraulich. Andere Mitglieder wollen vielleicht die Möglichkeit, Menschen zu finden, die bestimmte Vorlieben teilen, nicht nur das Interesse an Satanismus als solchem. Durch die einfachen Möglichkeiten, die die moderne Kommunikationstechnologie und soziale Medien bieten, Gleichgesinnte kennenzulernen, hat der intelligente Satanist alle Möglichkeiten zur Verfügung, all das selbständig zu betreiben. Die letzte Gruppe von Mitgliedern, soll hier vermerkt werden, ist ein relativ kleiner Prozentsatz der gesamten Organisation. So decken wir alle Bedürfnisse und Wünsche unserer Mitglieder ab.

In den vergangenen 46 Jahren haben wir eines eindrucksvoll gelernt: Satanisten sind bewundernswert verschiedene Individuen und sie haben, abgesehen davon, dass ihr Lebensstil sie dazu bringt, die Bezeichnung „Satanist“ anzunehmen, oft sehr wenig gemeinsam. Das ist der Grund, weshalb wir weder große Versammlungen der Mitglieder der Church of Satan noch sonstige Zusammenkünfte irgendwelcher Art haben, da diese Gruppe von Individualisten en masse niemals miteinander auskommen würde. Der Beweis dafür findet sich in dem Ghetto namens Online-Satanismus, eine verschwindend kleine Teilmenge der Menschen, die sich Satanisten nennen. Dieser Haufen ist die größte Ansammlung streitsüchtiger, zänkischer und griesgrämiger Brummbären, die je an einem Ort beobachtet wurde. Allein schon die Idee, dass diese Leute jemals als eine Gemeinde zusammenarbeiten könnten, ist völlig naiv-fehlgeleiteter Idealismus, aber beileibe kein satanischer Pragmatismus. Satanisten haben von Natur aus ihre eigenen Ansichten in Bereichen wie Politik und Ästhetik; sie haben einzigartige persönliche hierarchische Wertesysteme, die sich nicht notwendigerweise mit denen anderer Satanisten decken. Ich habe Tausende Satanisten getroffen und mit ihnen Unterhaltungen geführt. Ich weiß, dass das den Tatsachen entspricht. Sicherlich gibt es einige gemeinsame Bereiche, die aus den der Satanischen Bibel unterliegenden Prinzipien abgeleitet werden können. Liebe zu und Respekt vor Tieren, ein Wunsch nach rascher Gerechtigkeit und ein ästhetisches Gefühl, das verlangt, dass sich Dinge aus der Mittelmäßigkeit hervorheben, sind einige davon. Wenn sich andere Wünsche als ein geteiltes Interesse an der Philosophie des Anton LaVey paaren, dann können Satanisten leidenschaftliche Freundschaften und erstaunlich erfolgreiche Partnerschaften zur Erreichung gemeinsamer Ziele entwickeln. Aber bloß weil zwei Menschen sich beide „Satanist“ nennen, muss es noch lange keinen solchen gemeinsamen Nenner geben.

Darum wäre jeder Versuch, diese lose und schattenhafte Ansammlung in irgendetwas zu verwandeln, das eine Ähnlichkeit mit anderen bestehenden Gemeinschaften hat, eine Missachtung der Grundprinzipien des Satanismus als Philosophie. Satanismus als eine Bewegung würde dann bloß zu einer weiteren typischen sozialen Einrichtung zur Unterstützung des menschlichen Herdentriebs werden. Anton LaVey hat seine Verachtung gegenüber denjenigen zum Ausdruck gebracht, die einen „Kuscheltrieb“ zeigen und erklärt, dass das ein sicheres Merkmal dafür sei, dass sie keine Satanisten wären, sondern bloß "Schafe im Wolfspelz".

Er hatte Recht. Dazu werden wir noch ständig mit Darstellungen von „Möchtegern-Satanisten“ beglückt, die mit Webseiten und „Organisationen“ hausieren gehen und dabei unsere Symbole und Literatur dafür verwenden, um Aufmerksamkeit für sich selbst zu erreichen, während sie scheinbar behaupten, Satanismus als Bewegung „helfen“ zu wollen. Nun, wir sagen „Danke, aber danke nein“. Wir brauchen keine Hilfe von Amateuren, besonders dann nicht, wenn diese "Hilfe" zeigt, dass die Amateure die grundlegenden Prinzipien nicht begreifen.

Betrachten wir ein typisches Beispiel. Hier haben wir Fränzchen (es könnte genauso gut Lieschen sein) Müller, ein genereller Versager im Alter zwischen 15 und 29 (oder jemand Älterer, der ein übrig gebliebener Stubenhocker ist). Über Satanismus hat er von seinem Lieblings-„Lass-uns-die-Eltern-schockieren“-Rockstar (etwa Marilyn Mansion) gehört, und da er zu bequem ist, für eigene Nachforschungen in die Bücherei zu gehen und zu geizig, um sich ein Buch zu kaufen, wendet er sich dem Internet zu. Er surft mit seiner bevorzugten Suchmaschine im Web und wird mit hunderten von Seiten konfrontiert, die von sich behaupten, wahre Informationen über Satanismus zu enthalten. Nachdem seine Vorstellung von Satanismus (genauso wie die Bühnenpersönlichkeit seines Lieblingsrockstars) hauptsächlich öffentlichen Beifall, Reichtum, Sex und Anrüchigkeit umfasst, ist er denkbar schlecht dafür vorbereitet, mit all dieser Informationsfülle fertig zu werden, da er keine Möglichkeit hat, Wahres von Falschem zu unterscheiden. Wenn er sich "Die Satanische Bibel" kaufen und sie lesen würde oder sorgfältig die Schriften und Interviews auf der offiziellen Webseite der Church of Satan studierte, würde er erkennen, worum es sich bei Satanismus wirklich dreht. Aber das würde wohl zu sehr in Arbeit ausarten. Einiges von dem, was er in dem Bildersumpf sieht und das sich dazu eignet, andere zu schockieren, gefällt ihm. Er glaubt die Eintrittskarte zu einer Position im Rampenlicht gefunden zu haben. Dann vergleicht er seine eigene langweilige Existenz mit seiner Auffassung von Satanismus und möchte plötzlich daran teilhaben. So ändert er erst mal seinen Namen in ein nicht so wirklich wohlklingendes Pseudonym, etwa Damien Anton Manson Drache Azathoth der 23. Seinen eigenen Namen findet er entweder langweilig oder er braucht eine Verkleidung, die man leicht entsorgen kann, sollte man für seine Online-Gaunereien zur Verantwortung gezogen werden.

Eine kurze Nebenbemerkung: Was haben all diese Leute, die den Drang dazu fühlen, solche „gespenstischen“ Namen anzunehmen? Wenn sie den Namen, den ihnen ihre Eltern gegeben haben, wirklich hassen, warum ändern sie ihn dann nicht in einen zugkräftigeren, wie es viele Schauspieler aus Hollywood und andere Erscheinungen aus dem „Showbiz“ gemacht haben? Etwas Klares und Griffiges, einfach zu merken, aber eindrucksvoll. Namen wie John Wayne, Marilyn Monroe, Jayne Mansfield. Man könnte sogar unter den Helden der klassischen oder auch der Trivialliteratur einen Namen finden, der eher zur eigenen Persönlichkeit passt. Namen jedoch, die so klingen, als gehörten sie auf eine Mitgliedskarte des Graf Duckula-Fanclubs, sollte man meiden wie die Pest, dennoch wimmelt es gerade davon in den Rängen der satanischen Possenreißer. Hört auf, die Liste der Namen von Dämonen zu studieren (besonders, wenn sie aus Rollen- oder Videospielen geklaut sind). Hier ist eine Herausforderung: den eigenen Namen gar nicht zu ändern. Betrachtet man die großen Namen der Geschichte, so sind sie einfach deshalb bekannt, weil ihre Träger bemerkenswertes geleistet haben. Man erinnert sich an Namen wie Mozart, Einstein, Edison und Galileo nicht, weil diese Namen einen „Klang“ hatten, sondern wegen der Leistung dieser Individuen. Wer hat also das Zeug dazu, bei seinem eigenen Namen zu bleiben und ihn durch eigene Kreativität zu etwas zu machen, was zukünftige Generationen als Synonym für Ruhm oder Anerkennung verwenden werden?

Zurück zu unserem Anfänger. Er wird als nächstes damit beginnen, sich bizarr zu kleiden, inspiriert von der Bühnenshow seines Lieblingsmusikers (wobei er allerdings vergisst, dass er weder ein Rockstar ist noch auf einer Bühne steht). Er könnte noch schwarzen Lippenstift oder Nagellack verwenden oder sogar so weit gehen, sich ein Piercing oder eine Tätowierung zuzulegen (Was für ein Rebell!). Er hat jetzt negative Anerkennung von Familie und Freunden erhalten, aber da er ein Rebell sein möchte, findet er das nur als guten Anfang. Jetzt geht es daran, seinen Horizont auszuweiten, nachdem da draußen eine ganze Welt ist, die nur darauf wartet, belästigt zu werden! Er setzt sich an den Computer seiner Eltern und meldet sich für eine Gratis-Website an. (Ein simpler Prozess, der in vorhersehbarer Weise zu dem ständig wachsenden Schundfestival im Internet geführt hat.) Als nächstes verwendet er wieder diese Suchmaschine, um nach Satanismus zu suchen und seine Gesinnungsgenossen zu finden, denn er denkt, dass er jetzt selbst ein Satanist ist. Was findet er? Eine Überfülle von anderen, die so wie er selbst sind! Muss wohl bedeuten, dass es da eine „Gemeinde“ gibt und er sehnt sich sogleich danach, dort ein großes Tier zu sein. Er ist ja sein eigener Gott, nicht wahr? Er muss bloß allen anderen da draußen zeigen, dass er besser ist als sie. Also beginnt er sofort, Bilder zu klauen von den Seiten, auf die er stößt, natürlich auch Texte, die seiner Meinung nach schaurig genug sind, um sein Ansehen zu heben – nur Schriften der berühmtesten Namen des Satanismus sind gut genug. Gedanken an geschütztes Material und Urheberrecht kommen ihm nicht in den Sinn, besonders, da er fühlt – allein dadurch, dass er diese Bilder und Texte auf seine Webseite stellt – dass er dabei „hilft“, Satanismus zu unterstützen. Jeder, der ihm etwas anderes sagt, muss ein konservativer alter Nörgler sein, der ihm nur ans Bein pinkeln will – also soll der sich wegscheren.

Er ist nun entschlossen, die „große schwarze Hoffnung“ des Satanismus zu sein. Er will die Menschen zu seiner neu gefundenen Identität bekehren. (Dass er nichts von der umfangreichen Repräsentation weiß, die die Sprecher der Church of Satan in den letzten 46 Jahren vollbracht haben, kann ja nur heißen, dass sie nicht besonders gut war – keinesfalls natürlich kann es bedeuten, dass er keine Ahnung davon hat, wie man sich informiert.)

Schließlich landet er auf der offiziellen Webseite der Church of Satan. Das ist für ihn eine wahre Goldmine, um Material „abzuzweigen“ (und dass er stiehlt und damit das satanische Konzept der „Verantwortung den Verantwortungsbewussten“ verletzt, würde ihm niemals im Oberstübchen bewusst werden.

Als nächstes beschließt er, eine satanische Organisation zu starten. Nachdem er schon ein Gott ist, kann es doch nicht sein, dass er kein Führer ist. Es würde ihm niemals in den Sinn kommen, jemandem zu folgen, der intelligenter ist und mehr Erfahrung hat. Zuzugeben, dass er nicht alles sofort weiß, würde ihn doch „schwach“ erscheinen lassen. Natürlich muss er der Hohepriester sein. Jeder, der ihm ein E-Mail schickt und seine Webseite bewundert, wird Mitglied, und wer ganz besonders schön schleimt, wird sofort Priester. Nachdem er das für ein paar Wochen durchgehalten hat (wenn er geduldig ist), entscheidet er schließlich, dass er an die Church of Satan herantreten und ihr eine Allianz vorschlagen wird, denkt er doch, dass er wirklich die führende Kraft geworden ist, um Satanismus in der Welt aufrecht zu erhalten. Die arme alte Church of Satan sollte das besser anerkennen, aus Furcht, dass sie sonst in seinem Staub zurückbleibt. So schickt er eine E-Mail mit viel draufgängerischem Geschrei, in der er behauptet, eine riesige internationale Organisation zu haben (von der wir natürlich noch niemals etwas gehört haben) und eine Webseite (Satan bewahre uns!). Er unterzeichnet dieses gewichtige Schreiben mit seinem großen neuen Namen, an den zahlreiche Titel wie etwa „Hohepriester der Elitelegionen des Universums“ angefügt sind. Einer unserer Repräsentanten liest das (gemeinsam mit einem Dutzend gleichartiger, die diese Woche hereingekommen sind) und überprüft pflichtgemäß diese Webseite, wobei er oder sie entdeckt (sobald die endlose Wartezeit vorüber ist, der Ort ist gerammelt voll mit minderwertigen Grafiken und schlechter Musik), dass sie auch voll mit gestohlenem Material der Church of Satan ist (sowohl Texte als auch Bilder, beide urheberrechtlich geschützt). Unser Vertreter schickt dann eine formelle Antwort mit einem Hinweis auf diese eklatante Urheberrechtsverletzung und ersucht „Hohenpriester Azathoth“ um Entfernung, da wir sonst an seinen Serviceprovider herantreten müssten. Das macht „HPA“ natürlich wütend (Wie kann die Church of Satan es wagen, ihn davon abzuhalten, der größte satanische Führer der Welt zu werden?!). Er antwortet mit einem Schwall lästernder Entrüstung – schließlich ist sein „satanischer Genius“ nicht (an)erkannt worden. Unser Vertreter muss dann die langweilige Prozedur auf sich nehmen, seinen Serviceprovider zu kontaktieren, die Vorschriften zu zitieren, die HPA verletzt und anschließend die Lage zu beobachten, bis entweder alle urheberrechtlich geschützten Materialien entfernt sind oder die Seiten einfach durch den Provider gelöscht wurden (für gewöhnlich das Ergebnis).

Nun muss Damien, verstimmt, dass ihm bei seinem Anlauf, die satanische Welt zu regieren, ein Strich durch die Rechnung gemacht wurde, eine Kampagne starten, um seine Autorität in der „satanischen Gemeinde“ wieder geltend zu machen, wobei er nun die Church of Satan als Zielscheibe benutzt (Wie können sie es wagen, ihr Material zu schützen, wenn ich doch besser weiß, wie man es einsetzen muss?!). Er verschickt E-Mails an seine Genossen und sie versuchen nun, Chatrooms oder Foren zu überschwemmen, in denen sich wahre Satanisten aufhalten und geben dabei ihr Bestes, angenehme Diskussionen zu verhindern. Dass sie die Operatoren dieser Foren hinauswerfen und aussperren, stimuliert sie bloß. Sie könnten natürlich ihr eigenes Forum eröffnen, wo es ihnen freistünde, sich zu versammeln und darüber zu diskutieren, wie verkommen die Church of Satan doch ist, aber das ist ihnen naturgemäß zu wenig. Sie suchen verzweifelt nach Anerkennung durch richtige Satanisten und sie möchten diese wohl eher dadurch bekommen, dass sie lästig sind als dadurch, dass sie für greifbare Verdienste Respekt ernten oder sich einfach an sinnvollen Diskussionen beteiligen.

Natürlich kann unser Möchtegern-Hohepriester endlich etwas anderes finden, worauf sich sein Interesse konzentrieren kann. Er könnte tatsächlich ein Rendezvous haben oder herausfinden, dass er gewisse Fertigkeiten hat, die Übung verlangen (abgesehen davon, dass er ein königliches Arschloch ist – die eine Fertigkeit, die er jetzt schon perfektioniert hat). Aber er könnte auch seine Amtszeit in der „satanischen Gemeinde“ verlängern, falls er in eine andere Online-Gruppe stolpert – eine Sammlung gleichartiger engstirniger Verlierer, die an den Sandbänken des Internet angeschwemmt wurden, nachdem ihre Web-Schiffe durch die Torpedos der bösartigen alten Church of Satan versenkt wurden. Hier ist der Hafen, wo er selbsternannte „Hohepriester-Genossen“ findet. Gewöhnlich sammeln sie sich unter der Leitung eines neuen „Magus“ (noch angeberischer und aufgeblasener als sie alle, da er schließlich auf der Spitze des Misthaufens steht). Hier kauern sie aneinander, ihr Hass genährt durch die Tatsache, dass sie das satanische Universum, verkörpert durch die Church of Satan, nicht erobern konnten, vereint in ihrem Neid auf diejenigen, die sich eine Position dort verdient haben. Nun haben sie eine billige Galerie, von der sie dabei angefeuert werden, wenn sie ihre krakeligen Bosheiten (mit besonders dünnen Inhalten) echten Satanisten, die ihnen vielleicht über den Weg laufen, an den Kopf werfen. Sie stopfen Chatrooms und Foren mit ihren sinnlosen debilen Mitteilungen zu. In letzte Zeit, da technisch einfach möglich, ist die neueste Form, diese mit auf Video aufgenommenem banalem Gequatsche zuzumüllen. Wie immer suchen die posierenden „hohen Tiere“ nur Aufmerksamkeit zu erhaschen und finden leicht noch wertlosere Zuhörer, wenn sie immer wortgewaltiger über ihre Verwässerungen des Satanismus quatschen, den Anton LaVey so offen und logisch erläutert hat. Natürlich ist ihr Credo die Bedeutungslosigkeit der Church of Satan, nun, da sie auf der Szene erschienen sind. Doch haben sie nichts von Wert anzubieten – keine neuen Einsichten oder Anwendungen echter satanischer Philosophie. Sie entschuldigen die, die aus der Church of Satan herausgespült wurden (eine Konföderation der Rausgeworfenen), oder beschmieren LaVeys Fels mit ihrem eigenen dummen Graffiti. Natürlich, wenn die Zeit kommt, die Hackordnung unter den „Hohepriestern“ festzulegen, werden die Fetzen fliegen und es wird von Spaltungen nur so wimmeln, wenn sie sich gegenseitig im Streit über noch so dumme Titel die Augen auskratzen. Schließlich werden sie Satanismus ganz stehenlassen (wenn das doch nur schneller gehen würde).

Kommt euch irgendwas davon bekannt vor? Ist dieses Beispiel ein Spiegelbild EURES Benehmens? Wenn ja, dann betrachtet es bitte lange und genau und überlegt, was für ein Bild ihr für echte Satanisten darstellt, die euch vielleicht begegnen könnten.

Ihr könnt natürlich fragen, „was kann ein eifriges Individuum, für das Satanismus neu ist oder das sich dafür schon eine Zeitlang interessiert, denn jetzt machen, um die satanische Bewegung zu unterstützen?“ (Nicht die „satanische Gemeinde“.) Die Antwort ist einfach. Bei Satanismus geht es darum, die Welt auf sich selbst zu zentrieren, das heißt, sich selbst so gut wie nur irgend möglich zu kennen. Was sind meine leidenschaftlichen Interessen (außer Satanismus) und wofür habe ich eine Begabung? Sobald ihr eine Antwort auf diese Fragen habt, dann macht euch daran, auf diesen Gebieten etwas zu erreichen. Klingt doch ganz einfach, nicht wahr? Aber es ist eine schwierige Aufgabe für diejenigen, die sich eine vorgefertigten Identität kaufen und sie dann anderen Leuten um die Ohren schlagen müssen, damit man sie bemerkt. In letzter Zeit vertreten zu viele von diesen Leuten die irrige Annahme, sie seien Satanisten. Und sie haben Zugang zu Computern, Tastaturen und Videokameras.

Jemand, der ein Talent zum Backen hat und herausfindet, wie man wirklich ausgezeichnete Schokokekse macht und dieses Geheimnis dann mit seinen Freunden teilt (wodurch er ihre Welt mit schmackhaften Keksen bereichert) oder ein Imperium damit gründet, dass er dieses Gebäck anderen Leuten verkauft, der benützt ein satanisches Prinzip, um sein Leben zu fördern. Wenn diese Person ein weltbekannter Keksmagnat wird, oder auch nur der meistgeschätzte Bäcker in der Nachbarschaft, und DANN öffentlich zugibt, dass seine Philosophie Satanismus ist, dann ist DAS etwas, das der Bewegung weiterhilft. Unser Bäcker hat dann bewiesen, dass ein Satanist jemand ist, der die Fähigkeit besitzt, etwas Außerordentliches zu leisten. Sich seltsam zu kleiden, schäbige Webseiten zu machen und in die Welt hinauszuschreien, dass man ein „Satanist“ ist, beeindruckt nur vollkommene Narren und trägt nichts dazu bei, unsere Bewegung zu unterstützen.

Ihr wollt Anerkennung von anderen Satanisten? Bringt es zu etwas. Vergesst leere Versprechungen, anmaßende Ansprüche und hochtrabende Pontifikate. Macht einfach etwas und macht es gut. Ihr seid Musiker, Künstler, Mathematiker, Publizist, Athlet, Wissenschaftler, Ingenieur, Designer, Gelehrter, Architekt, Schriftsteller oder Handwerker? Zeigt uns, was ihr draufhabt. Ich versichere euch, die wahren Satanisten werden es bemerken

Eine eigene „satanische Organisation“ zu gründen schadet unserer Bewegung. Erstens, wozu das Rad neu erfinden? Wir haben schon eine internationale Organisation (die Church of Satan), die die Urquelle der Bewegung ist und dazu noch außerordentlich flexibel dabei, Wünsche qualifizierter Mitglieder unterzubringen, um deren Führungsmuskeln spielen zu lassen. Fragt uns einfach. Wir haben sowohl spezielle Interessensgruppen, die Projekte machen, als auch Mitglieder, die Orden spezieller Interessen gegründet haben. Wenn ihr unserer Philosophie zustimmt, dann ist für euch ein Platz bei uns. Ein Wuchern der „Organisationen“ zersplittert bloß die Bewegung, besonders, da diese „Organisationen“ nichts Neues zu bieten haben. Es ist genau so, als wenn man einen schlecht gepantschten Wein in eine Flasche mit einem Etikett eines edlen Tropfens einfüllt. Es gibt keine Unterscheidung oder Bereicherung, bloß laue Abklatsche. Jemals schon eine dieser imitierten Rolex-Uhren gesehen? Es ist das gleiche Prinzip. Die Leute können es durchaus sehr ernst meinen mit einer solchen nachgeahmten Organisation, aber sie müssen verstehen, dass der Effekt für unsere Bewegung letztlich negativ ist.

Zusätzlich geben diese viel zu zahlreichen auf Webseiten basierenden „Organisationen“ unserer Bewegung den Anschein einer Schar sich zankender Kinder, die mit den Füßen stampfen und nach Aufmerksamkeit schreien. Wenn ihr eure eigene Gruppe gründen wollt, die ein kreatives Bestreben als Inhalt hat (Kunst zu erschaffen, ein Magazin zu publizieren, Musik zu machen), anstatt bloß zu versuchen, noch eine weitere „satanische Organisation“ zu sein, dann hat das seine Berechtigung. Wenn ihr eine Webseite für On-line-Brieffreundschaften gründen wollt, dann macht das selbstverständlich (und ihr könnt dabei für die potentiellen Teilnehmer jede Voraussetzung vorgeben, die ihr wollt). Unterlasst es aber, zu behaupten, es sei eine „satanische Organisation“ und unterlasst es ebenso, Titel zu vergeben. Seid einfach ehrlich in Bezug auf den Zweck eurer Vereinigung. Erinnert ihr euch an die „2. satanische Sünde“?

Wenn ihr wirklich einen Zugang zu Satanismus habt, der sich nicht mit dem deckt, was in Anton LaVeys Schriften hervorgebracht wurde (was also bedeutet, es ist etwas anderes), dann solltet ihr versuchen, eure eigene Gruppe zu gründen. Vielleicht gibt es andere, die eure Vision teilen. Behauptet dann nur nicht, es sei die Church of Satan und stehlt nicht ihre Symbole und Literatur.

Wenn ihr mit Satanismus übereinstimmt, wie ihn Anton LaVey formuliert hat, und eine Webseite habt, richtet einfach einen Link auf die offizielle Seite der Church of Satan (www.churchofsatan.com). Dazu müsst ihr nicht Mitglied bei uns sein. Eure Seite soll eine Reflexion eures Selbst sein, eine Entdeckungsreise zu den Dingen, die ihr genießt und bewundert, Dinge, die ihr so schätzt, dass ihr ein Experte auf diesem Gebiet seit (ausgenommen Satanismus). Dann könnt ihr erörtern, wie Satanismus sich natürlich aus eurer Individualität entwickelt und euch in eurem Streben geholfen hat. Schließlich schickt ihr eure Leser zu unserer Seite herüber, wo sie all die Grundlagen bekommen können. Ist doch ganz einfach.

Wir machen die Aufgabe, Satanismus in den internationalen Medien zu vertreten, nun schon lange Zeit. Die Leute, die unsere Organisation betreiben, sind schon für mehr als eine Dekade dabei und wir haben Anton LaVey zu seinen Lebzeiten unterstützt. Deshalb behalten wir die Praxis bei, unsere Repräsentanten mit größter Sorgfalt auszuwählen. Einige Leute könnten Angst haben, nicht gut genug zu sein, oder ihr Eifer, endlich „da draußen zu sein“, macht sie ungeduldig. Aber sie müssen verstehen, dass wir die Hüter einer weltweiten Bewegung sind und es ist unser Job, sicherzustellen, dass diejenigen, die dazu autorisiert sind, uns zu vertreten, dies auf allen Ebenen vollkommen geschickt und anschaulich beherrschen. Wenn ihr wirklich glaubt, auf diesem Gebiet Talent zu besitzen, solltet ihr in der Lage sein, uns dies zu beweisen und möglicherweise lassen wir es euch einmal versuchen. Da unsere Religion sehr kontrovers ist, können wir uns keine Fehler leisten, also werden wir niemandem erlauben, uns zu vertreten, wenn wir nicht überzeugt sind, dass er oder sie unsere Ideen immer mit größtmöglicher Exaktheit präsentieren werden.

Eine der Gefahren der satanischen Philosophie ist, dass sie die Leute „aufbläst“ und ihnen eine überladene Illusion ihrer Wichtigkeit für andere gibt. Die zur Zeit anheimelnd demokratische Ansicht, dass jedermanns Meinung gleich viel wert ist, wird in Satanismus herübergezogen, wenn all diese Typen die Vorstellung „Du bist dein eigener Gott“ hernehmen und dann meinen, sie sind auch der Gott aller anderen. Sie vergessen über das Eintreten in ein Pantheon selbstproklamierter Götter, dass nicht alle Götter von gleicher Gestalt sind. Wieder einmal kommt, wie immer, die Bildung von Klassen ins Spiel. Dies ist ein weiteres Prinzip, das von denen, die neu im Satanismus sind, oftmals ignoriert wird. Es wird vorsätzlich von denen abgelehnt, die ihre Zeit am Rande des Satanismus verbracht haben und ihre eigene Mittelmäßigkeit nicht ertragen können.

Soweit ich weiß, hat der Rest der Religionen und Philosophien der Welt dieses Problem nicht, hauptsächlich deshalb, weil sie Unterordnung predigen. Jemand, der die Bibel liest, geht nicht sofort her und gestaltet eine vatikanische Webseite mit dem päpstlichen Siegel, erklärt sich zum Kardinal oder Papst und ernennt seine Gesprächspartner zu Pfarrern, Bischöfen oder Erzbischöfen. Das Eintreten des Satanismus für die eigene Ermächtigung wendet sich gegen den Satanismus selbst, wenn übereifrige Amateure beschließen, dass sie „berufen“ sind, Satanismus zu repräsentieren. Unsere Antwort lautet: „Lebt Satanismus. Überlasst das Repräsentieren denjenigen, die sorgfältig dafür geschult wurden.“ Wenn ihr wirklich zu diesen Leuten gehören wollt, dann nehmt euch die Zeit zum Lernen und Üben und zeigt uns das Ergebnis dieser Anstrengungen. „Satanismus verlangt Lernen, nicht Verehrung!“ Haltet euch das vor Augen. Doch dieses Lernen bedeutet ein tiefgreifendes Studium des Tieres Mensch. Es umfasst solche Gegenstände wie Philosophie, Geschichte, Religionen, Anthropologie, Soziologie, Psychologie und die Naturwissenschaften. Die Priesterschaft des Mendes, die uns in der Öffentlichkeit vertritt, versteht viel von diesen Bereichen. Aber es ist mehr dahinter.

Sie haben ihre Priesterschaft nicht bloß wegen dieser Kenntnisse, sondern weil sie diese auch angewandt haben, um ihre Talente zu fördern und in der Welt ein Zeichen zu setzen, außerhalb des Themas Satanismus. Das ist eine ganze Menge, das da von den Leuten gefordert wird, aber nicht weniger verlangen wir für den Eintritt in die Priesterschaft des Mendes. Die Priesterschaften anderer Religionen fordern Jahre des Lernens und der Anwartschaft, es sollte also keine Überraschung sein, dass wir ähnlich anspruchsvolle Standards haben. Wir sind eine weltweite religiöse und philosophische Bewegung und wir werden unsere Standards nicht absenken, um Platz für einige übereifrige Neubekehrte zu machen.

Jeder, der eine Webseite einrichtet und sich und seine Freunde zu „Priestern“ oder anderen pompösen Würdenträgern erklärt, demonstriert damit eine Unsicherheit und ein Unverständnis dafür, dass bedeutsame Titel verdient werden müssen, vergeben von Leuten, die konkrete Leistungen errungen haben. Sonst sind solche Titel nur hochtrabende Witze, und diejenigen, die sie vergeben, lassen Satanismus als einen einfältigen „Satan-Fanclub“ ausschauen, in dem praktisch jeder, der beitritt, auch Priester wird. Aus Gründen, die wohl auf der Hand liegen sollten, hilft das nicht dem Bild der Bewegung.

Wenn ihr also wirklich Satanismus fördern wollt, das Tor ist weit offen. Erkennt euch, meistert eure Fähigkeiten und gewinnt die Achtung derer, deren Achtung es wert ist, gewonnen zu werden (diese Auswahl ist euch überlassen). Sie werden dann ein Teil eures Lebens und gegenseitige Bereicherung wird folgen. Wir, die wir die Church of Satan verwalten, können euch in die Liste aufnehmen, wenn wir voll Stolz auf unsere bewundernswert talentierten und kreativen Mitglieder hinweisen. Dann werden diejenigen, die von außen in Satanismus hineinschauen, ehrfürchtig die reiche Vielfalt bestaunen, die sie dort vorfinden. Räumt mit dem Flohzirkus der „satanischen Webseiten“ und „Online-Organisationen“ auf und unterstützt Satanismus, indem ihr voll und ganz lebt. Bewahrt das Mysteriöse, erkundet eure Leidenschaften, verblüfft und verwirrt, bis alle Sterne gezählt sind. Das ist die Zukunft unserer Bewegung. Wir sind noch immer auf der Suche nach einigen herausragenden Individuen – interessiert an einer Mitgliedschaft?

Magus Peter H. Gilmore, Copyright © 2000, 2008, 2011 c.e.

Übersetzung Magister Herbert P., mit freundlicher Genehmigung von Peter H. Gilmore, © 2017 c.e.